Vom schönen Snells Beach geht es weiter Richtung Norden nach Whangarei. Wir wollten eigentlich die Ostküste noch weiter hoch bis nach Russell, um von dort einen Segeltörn durch die Bay of Islands zu machen, doch im Information Center können wir erst für den 2. Februar einen Platz ergattern. Wir buchen sicherheitshalber also gleich für dieses Datum und beschließen stattdessen erstmal rüber an die Westküste zu fahren.
Unser erster Übernachtungsstopp sind die Kai Iwi Lakes nahe der Küste. Kristallklare Süßwasserseen die durch schneeweißen Puderzuckersand unwirklich türkis schimmern. Hier oben können wir kein freedom camping mehr machen und zahlen $25 die Nacht. Freundlicherweise dürfen wir aber außerhalb des eigentlichen Campgrounds direkt an einem kleinen Privatstrand stehen, was super schön ist und uns eine ruhige Nacht fernab des “white trash”-Rummels auf dem Platz ermöglicht. Das Volk dort war echt krass…
Wir verabreden, dass ab dem nächsten Tag Marten den Campervan für die verbleibende Zeit faehrt. Die Strecken bestanden bis dato fast nur aus Serpentinen mit teils sehr engen Kurven, die auch noch ständig mehr oder weniger endlos steil bergauf und bergab gingen. Hier im Norden wird es jetzt deutlich entspannter, die Straßen gerader, doch ich mag einfach nicht mehr.
Am Vormittag bestaunen wir die riesigen Kauribäume, die teilweise tausende von Jahren alt sind. Man fühlt sich so klein… und dazu unendlich mies, wenn man weiss, dass ursprünglich 80% Neuseelands von diesem unfassbar schönen Regenwald bedeckt und von seinen einzigartigen teils ausgerotteten Bewohnern bevölkert waren, solange bis die ersten europäischen Siedler kamen und anfingen das Land urbar zu machen, indem sie in weniger als 100 Jahren alles für profane Weideflächen rodeten.
Wir fahren die Berge runter zum Hokianga Harbour
und beschließen am nahe gelegenen Koutu Point zu übernachten, wo uns ein freundlich zugedröhnter und wahrscheinlich von der Sippe verstoßener Maori, in einem Container ohne Wasserversorgung hausend, begrüßt. Wir stellen unser Womo auf einer fußballfeldgroßen Rasenfläche über der Bucht ab und genießen über 200 Grad Blick über Küste, Dünen und Meer. Das privilegierte Stückchen Land gehört den Maori, die alle Anfragen vom Council zur Vermietung als Campingplatz abgelehnt haben. Lance, so heißt der schräge Vogel, will von uns gerade mal $10 für die Nacht (ab der dritten Nacht sogar gar nix mehr) und ist sofort begeistert von Xavi, der sich einen dort rumstehenden Golfschläger samt Ball nimmt und bei den ersten Versuchen gleich zielsicher trifft und schlägt. Später kommt noch Lance’ Onkel Joseph vorbei. Er scheint irgendwie von der Sippe abgestellt, um seinen Neffen zu beaufsichtigen. Er holt ihn morgens mit dem Auto zur Arbeit ab und bringt ihn nachmittags zurück. Wir kommen ins Gespräch. Es geht um alles Mögliche, natürlich auch ums Angeln und Muscheln sammeln. Die Maori versuchen ihre Plätze möglichst geheim zu halten, denn die chinesische Mafia verkauft die Pauas mittlerweile im großen Stil für bis zu unglaubliche $ 70 das Stück!!!
Joseph steigt dann plötzlich in sein Auto und rauscht davon. Nach einer Viertelstunde kommt er mit einer Schüssel zurück, in der zwei bereits in dünne Scheiben und lecker angemachte ganz frisch getauchte Pauas als Geschenk und Abendessen für uns liegen. Die wunderschönen Schalen schenkt er uns dazu. Ich brate alles kurz in der Pfanne an. Es schmeckt absolut köstlich.
In Maori Manier, um unser ‘Mana’ aufzuwerten, schicken wir zum Dank Xavi mit den Filets eines von ihm gefangenen Kahawais zu den Beiden, damit auch sie ein leckeres Abendessen haben. Maori sind alle total fischverrückt. Die Jungs bereiten alles zu und geben wiederum Xavi einen Teller davon ab…
Am folgenden Tag fahren wir ins nahe gelegene Dorf Omapere zu Jim, einem Maorikünstler, bei dem wir jeder ein wunderschönes Bonecarving machen. Die Ergebnisse aus einem Stück schnödem Rinderknochen können sich sehen lassen. Ich hätte nie gedacht, so etwas Schönes auf Anhieb selbst und ganz alleine fertigen zu können und bin super stolz! Marten meint, es sieht aus wie aus dem Laden, viel zu perfekt…
Am Nachmittag angeln wir mal wieder, doch leider sind die vielen Snapper, die wir am Haken haben alle zu klein (30 cm müssen sie mindestens lang sein) und müssen zurück ins Wasser. Ich laufe dann am Ufer entlang und knacke mir stattdessen ein paar der vielen Austern mit einem Stein, die ich direkt an Ort und Stelle verspeise, das hilft auch schon mal gegen den ersten Hunger. Wir sehen nebenbei wieder große Rochen und riesige Krabben direkt am Ufer.
So schön es hier auch ist, am nächsten Tag müssen wir weiter. Es geht an den berühmten Ninety Mile Beach, der in Wirklichkeit nur 90 Kilometer lang ist und den man komplett mit dem Auto befahren kann. Nicht jedoch mit gemieteten Womos, steht extra im Vertag…
Auf dem Weg dahin wird Marten am Ortseingang eines Maoristädtchens mit ziemlich heftiger Bevölkerungsstruktur wieder mal von der Polizei angehalten. Es ist 10:30 Uhr am Vormittag, Zeit für eine Alkoholkontrolle. Mal wieder von 1 bis 5 zählen und dann natürlich weiterfahren dürfen Marten hat die Nase voll von Kontrollen jeglicher Art.
Wir fahren über eine endlose von Kettenfahrzeugen der Forstwirtschaft bucklig gefahrene Schotterpiste durch gerodetes Waldgebiet zum Strand. Auf dem Weg sehen wir viele wilde Mustangs, auch mit Fohlen, die durch die Dünen streifen und erstaunlicherweise auch ziemlich unbeeindruckt von uns direkt am Weg stehenbleiben. Unser Ziel ist Utea, ein kleiner Platz direkt hinter den Dünen. Wunderschön ist es auch hier und die Besitzer natürlich auch wieder super sympathisch. Wir genießen diesen einsamen Ort, baden in gewaltigen Wellen und Xavi macht Sandsurfing in den Dünen.
Marten fährt mit einem Local in dessen Müllkippe auf vier Rädern, den drei Kids, die zusammen mit Xavi auf dem Dach des versifften Autos sitzen dürfen, an den Strand zum Angeln. Prompt kommt wieder die Polizei an, als Marten gerade eine vom Fahrer ausgegebene ekelhaft warme Büchse Burbon Cola ansetzt. Diesmal fragt der Ordnungshüter aber nur, ob alles in Ordnung sei… Nu reicht’s aber wirklich endgültig mit dieser Art von Begegnungen…irgendwie scheint er die Ordnungshüter magisch anzuziehen… lustig, mir sind sie, trotz diverser Geschwindigkeitsübertretungen (sogar mit dem Womo), erspart geblieben
Zwei Tage später geht es bis an den nördlichsten Zipfel Neuseelands, nach Cape Reinga, wo der Südpazifik und die Tasmanische See in gewaltigen Strudeln und Strömungen zusammenstoßen. Hier verlassen die Seelen der Maori Aotearoa und gleiten über einen Baum ins Meer bis zu den Inseln der Three Kings Islands, wo sie ein letztes Mal zurückblicken, um dann in das Land ihrer Ahnen, nach Hawaiki, zurückzukehren.
Nach dem Besuch dieses beeindruckenden Ortes fahren wir zurück Richtung Süden und wieder an die Ostküste auf die Karikari Peninsula zur Maitai Bay. Hier bleiben wir drei Nächte und lernen ein neben uns campendes (und natürlich wieder super sympathisches) Kiwipärchen kennen. Stefanie kommt ursprünglich aus Karlsruhe, lebt aber schon über 25 Jahre mit ihrem Mann Kerry in Auckland. Sie haben zwei erwachsene Kinder, die am nächsten Tag ebenfalls mit ihren Freunden mal vorbeischauen. Wir genießen mal wieder Strand und Ruhe, die Schulferien sind fast vorbei und der meist von Kiwis frequentierte Urlaubsort wird ruhiger und leerer. Die beiden haben ein Boot und nehmen Marten mit zum Angeln, der uns lecker Essen mit nach Hause bringt. Wir essen, trinken, spazieren und erzählen viel mit den Beiden und beschließen, uns vor unserer Abreise in Auckland zu treffen.
Nach drei Tagen fahren wir über Keri Keri und die fantastischen Rainbow Waterfalls
weiter nach Russell, dem ehemaligen Höllenloch des Pazifiks. Hier trieben die Walfänger ihr Unwesen. Heute kaum mehr vorstellbar, denn dieser Ort mutet fast ein wenig mondän an. Ein wunderschönes Panorama, gediegene Häuschen, schöne Yachten. Am nächsten Morgen starten wir dann unsere lang ersehnte Segeltour mit einem Katamaran durch die Bay of Islands. Bottlenose Delphine begleiten uns eine lange Zeit. Es ist ein bewegendes Schauspiel diese Tiere so nah zu sehen. Da sie Jungtiere dabei haben, dürfen wir leider nicht mit ihnen schwimmen, aber trotzdem ist es fantastisch. Wir ankern in der Bucht einer der schönsten Inseln, schnorcheln zwischen den Felsen und besteigen den höchsten Punkt, der einen grandiosen Ausblick bietet. Ein wunderbarer Trip! Zum Lunch an Bord gab es gegrillte Würstchen, Salat und natürlich lecker Weinchen..
Den Sonnenuntergang genießen wir, wie schon am Abend zuvor im legendären Swordfish Club.
Am Morgen danach fahren wir weiter nach Süden und haben noch eine letzte Nacht in unserem Womo vor uns, bevor wir es in Auckland abgeben müssen. Wir beschließen noch einmal nach Snells Beach zu fahren, wo es uns auf der Hinfahrt gen Norden so gut gefallen hatte. Leider ist das Wetter diesmal nicht so schön, es stürmt gewaltig, auch in der Nacht und gerädert machen wir uns am nächsten Morgen nach dem Zusammenpacken unseres Gerödels auf nach Auckland.
Na, nu bin ich ja beruhigt!!! Toll, was ihr so alles erfahren dürft.
Nachdem ich jetzt eure Tour so verfolgt habe, einfach toll wie ihr das so schildert…ich beneide euch. Die Bilder und Erlebnisse haben sich bestimmt eingebrannt…alles richtig gemacht…
Schön, jetzt weiß ich wenigstens, dass Ihr das lest. Leider ist das Tablet hin. Der Mikro USB-Anschluss, die einzige Möglichkeit das Teil zu laden, ist defekt. Das bedeutet, ich muss mir ne Möglichkeit suchen, wie ich die fehlenden Bilder und Beiträge hochlade. Ich hoffe, unser Freund auf Koh Payam hat noch sein frei nutzbares Notebook. Jetzt schreibe ich vom Handy aus dem Dschungel in Südthailand. Mobilfon ist aber keine Option, um am Blog weiter zu arbeiten 🙁 Gruß und Kuss, bis bald
Hallihallo, wir freuen uns schon, dass du bald wieder da bist, Xavi. Wenn wir den Kindern sagen, dass bald Ostern sei, dann kommt kein Juhu, oder da gibt es süßes!, sondern immer ein freudiges: „da kommt Xavi wieder!“ Wir haben all eure tollen Geschichten und Bilder angesehen und uns über jede deiner Postkarten sehr gefreut. Nun ist es bald soweit, dann haben wir dich wieder 🙂 Wir alle wünschen euch einen tollen Resturlaub und eine gute Heimreise. Wir schicken euch noch einmal viele liebe Grüße, deine Kitatruppe und Erzieherinnen 🙂