Am späten Nachmittag, nach unfreiwillen Pausen wegen schwerer Orkanböen, die mich auf die Gegenfahrbahn gebracht und meine Nerven arg strapaziert haben, erreichen wir unser nächstes Ziel am Cape Kidnappers, an der Ostküste zwischen Hastings und Napier. Ein Parkplatz direkt am Strand. Hier schließt Xavi seine nächste innige Freundschaft, diesmal mit einem Hund, Cesar ist ein süßes Vieh und seine Besitzer, ein Pärchen aus der „Nachbarschaft“, sind ebenfalls sehr sympathisch. Sie sind mit einem riesigen umgebauten ehemaligen Linienbus auf dem Platz und laden uns ebenfalls auf Wein und heiße Schokolade in ihr irres Gefährt ein. Es gibt unglaublich viele dieser alten Busse, die als ‘home on wheels’ gerade von älteren Leuten kreuz und quer durchs Land gefahren werden. Wir bekommen hilfreiche Tipps und unterhalten uns gut.
Zwei Tage später schauen wir uns in Napier ein Straßenradrennen an, während wir im Waschsalon auf unsere saubere und trockene Wäsche warten. Außerdem lustwandeln wir ein wenig durch das hübsche french art deco Städchen. Bei unserem Spaziergang entlang der Promenade fällt uns dann plötzlich eine endlose, mehrere hundert Meter lange, Schlange auf. Neugierig frage ich die Frau am Ende der Schlange, wonach sie ansteht, vielleicht lohnt es sich ja, sich mit anzustellen ; die Antwort ist ein Schulterzucken und der broken english-Satz: “I don’t know, I don’t speak english”. Also ein paar Meter weiter vorne nochmal gefragt, erfahren wir, dass alle bloß auf den Shuttle zu ihrem Kreuzfahrtschiff im Hafen warten… na das kann sich ja dann für das Ende der Schlange nur noch um Stunden handeln, bis die wieder an Bord sind… gruselig. Bloß nie ‘ne Kreuzfahrt machen!!!
Weiter geht’s über den kurvigen ‘Devil’s Ellbow’ zu einem der schönsten Plätze, an denen wir bis dahin übernachtet haben, die Waikare River Mouth Campsite. Nach 13 Kilometer kurviger Schotterpiste erreichen wir einen idyllischen Platz eingebettet in einen Fluss und steilen Hügeln, die zum Meer abschotten und auf denen Kühe, Schafe und wilde Ziegen rumkraxeln. Überhaupt sind dort viele Tiere in nächster Umgebung. Bellbirds und Hasen und im Wasser natürlich Fische…
Marten fängt (aus Versehen) einen Mullet, ein super leckerer grätenarmer Friedfisch.
Wir schwimmen im Fluss und wandern zur Mündung ans Meer. Es ist fantastisch wild dort. Als ich einen Moment lang auf einem Baumstamm am Strand sitze, erlebe ich plötzlich eines der hier häufig vorkommenden Minibeben, etwas gruselig, so ungefähr als ob die U-Bahn unter einem hindurch fährt.
Auch hier lernen wir wieder sehr sympathische Locals (Tikki und Cat) kennen. Sie haben ein Weingut in Hawkes Bay; natürlich haben sie was vom Selbstangebauten gekühlt dabei und wir dürfen verkosten. Ihr Sohn und sein Cousin spielen mit Xavi, während Tikki uns den von Marten gefangenen Fisch räuchert. Sehr fein!
Nach zwei Nächten dort geht es weiter nach Gisbourne, an den östlichsten Punkt, wo die Welt als erstes den Sonnenaufgang erlebt. Kurz hinter der Stadt finden wir einen Schlafplatz auf einem Parkplatz an einem fantastischen Surfstrand. Das Meer übertönt den Straßenlärm von den nervigen Logging Trucks, die mit gefühlten 150 km/h im Akkord die Straße hinter uns rauf und runter rasen. Xavi surft, wir baden. Am nächsten Morgen genieße ich das Sonnenaufgangsspektakel.
Weiter geht’s Richtung Norden durch eine Schlucht bis nach Ohope. Die Landschaft auf dem Weg dorthin ist grandios, das Wetter traumhaft sommerlich. Wir rasten an einem Fluss, baden und angeln, gehen spazieren.
In Ohope, einem der schickeren Urlaubsorte der Kiwis, finden wir einen Platz auf einer Rasenfläche am Achterwasser direkt neben der Bootsrampe. Tagsüber herrscht quirliges An- und Abfahren von Bootsanhängern mit Locals, die sich mit allem möglichen Sportgerät ins Wasser stürzen, aber abends kehrt totale Ruhe ein. Sehr lauschig. Wir sammeln mal wieder haufenweise Venusmuscheln fürs Abendbrot und am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen. Wir haben als Überraschung für Xavi einen Angeltrip gebucht. Bei leider ziemlich rauer See und Regen schwanken wir weit draußen auf zwei bis drei Meter hohen Wellen hin und her. Aber die “Mühe” lohnt sich. Xavi fängt einen dicken Kahawai und ist zu recht super stolz. Marten und ich haben einige Snapper an der Angel, aber leider untermaßig, also leider ab damit zurück ins Wasser. Ich fange noch zwei Makrelen, die für die Kiwis lediglich Köderfische sind, aber wir nehmen sie trotzdem mit und filetieren alles direkt nach unserer Rückkehr am Ufer. So sind wieder mal zwei leckere Essen gesichert.
Weiter geht’s nach Whakatane, ein Ort, an dem es uns gut gefällt. Wir schlendern rum und gönnen uns zur Abwechslung mal ein Essen im Restaurant.
Diesmal wirklich spät erreichen wir unseren nächsten Spot mitten im Wald auf dem Weg nach Rotorua. Wieder eine völlig andere Umgebung und der Platz mit Abstand der sauberste, den wir gesehen haben.
In Rotorua machen wir mal ein richtiges Touriprogramm und besuchen ein Maoridorf mit ausgiebiger und tatsächlich auch sehr interessanter Führung sowie anschließender Tanzdarbietung. Die heißen Quellen und Geysire in unmittelbarer Umgebung, die die Maori zum Kochen, Waschen und Baden nutzen, sind schon spektakulär. Nirgendwo auf der Welt ist die Erdkruste dünner als hier, nur fünf Kilometer. Der Boden des gesamten Areals ist total warm und es gibt überall blubbernde Schlammlöcher und dann wieder, direkt daneben, kristallklare und türkis schimmernde heisse Seen, aber, allgegenwärtig der intensive Schwefelgeruch. Wie man damit leben kann, bleibt ein Rätsel…